Palliativstation Deutschlandsberg: Wo die Architektur das Leiden lindert

Pressemitteilung

Zum vorigen Jahreswechsel ging die Palliativstation am LKH Weststeiermark in
Deutschlandsberg in Betrieb. Seitdem wird sie intensiv bewohnt; manchmal gibt
es sogar eine Warteliste. Was das jĂŒngste Palliativangebot der SteiermĂ€rkischen
Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes) besonders auszeichnet, ist die
Architektur, die dabei helfen soll, sich auch in einer schwierigen Lebenssituation
geborgen zu fĂŒhlen. Zum Welt-Palliativ- und -Hospiztag, heuer am 12. Oktober,
erzÀhlen die Mitarbeiter*innen der Palliativstation in Deutschlandsberg, wie sie ihr
besonderes Arbeitsumfeld wahrnehmen.

Licht, wie durch einen Wald gefiltert, von Pflanzen inspirierte Muster an den WĂ€nden und
großzĂŒgiger Raum: „Als die KAGes die neue Palliativstation am LKH Weststeiermark am
Standort Deutschlandsberg errichtet hat, die zur Abteilung fĂŒr Innere Medizin gehört, lag
das Hauptaugenmerk nicht nur darauf, effiziente ArbeitsablÀufe auf einer
Krankenhausstation zu ermöglichen, sondern insbesondere darauf, einen
unterstĂŒtzenden Raum fĂŒr Menschen in einer herausfordernden Situation zu schaffen“,
erklĂ€rt der KAGes-Vorstand fĂŒr Finanzen und Technik, Mag. DDr. Ulf Drabek, MBA MSc.

Wer auf dieser Station wohnt – meist fĂŒr ein bis zwei Wochen – leidet an einer unheilbaren
Krankheit und braucht gerade eine intensivere medizinische oder psychosoziale
Betreuung als sie das mobile Palliativteam leisten kann. Wer hier arbeitet, muss oft
herausfordernde GesprĂ€che mit Betroffenen und deren Angehörigen fĂŒhren und braucht
ein entsprechendes Ambiente dafĂŒr.

Steiermark flÀchendeckend versorgt

Die Station in Deutschlandsberg ist zwar die jĂŒngste Palliativeinrichtung der KAGes, aber bei Weitem nicht die einzige: „In der Steiermark bietet die KAGes flĂ€chendeckend palliative Einrichtungen, möglichst in WohnortnĂ€he. Es gibt bereits die UniversitĂ€re Palliativmedizinische Einrichtung am LKH-UniversitĂ€tsklinikum Graz, assoziiert zur Klinischen Abteilung fĂŒr Onkologie der UniversitĂ€tsklinik fĂŒr Innere Medizin, je eine Palliativstation am LKH Hochsteiermark in Leoben, am LKH Murtal in Knittelfeld, am LKH Oststeiermark in FĂŒrstenfeld und am LKH Weststeiermark in Deutschlandsberg sowie eine Palliativeinheit am LKH Rottenmann-Bad Aussee in Rottenmann“, berichtet KAGes-Vorstandsvorsitzender Univ.-Prof. Ing. Dr. Dr. h.c. Gerhard Stark.

Akutversorgung fĂŒr unheilbar Kranke

„Schon beim Betreten der Palliativstation spĂŒrt man das positive Raumklima und die
Patientinnen und Patienten wissen das auch zu schĂ€tzen“, erzĂ€hlt Dr. Martin Pulko, der
fĂŒr die Station zustĂ€ndige Arzt. Selbst wenn sie zunĂ€chst Vorbehalte gegenĂŒber einer
Palliativstation hatten, kommen Patient*innen gerne wieder, etwa wenn eine aufwendige
Therapieanpassung bevorsteht. „Wir sind keine Sterbestation, sondern machen die
Akutversorgung fĂŒr unheilbar Kranke, meist Menschen mit Krebs, die beispielsweise eine
palliative Chemotherapie oder eine therapeutische Bestrahlung bekommen“, stellt Pulko
klar. Das Altersspektrum reicht von Anfang dreißig bis knapp hundert Jahre.

Noch auf der Station wird geklÀrt, ob die Patient*innen mit einem entsprechenden
mobilen Betreuungsangebot nach Hause zurĂŒckkehren können. Bei der Organisation
dieser Betreuung oder der Suche nach einem Pflegeheimplatz unterstĂŒtzt die
Sozialarbeiterin, DSA Sylvia MĂŒller-Moraes. Ihr gefĂ€llt an der neuen Palliativstation vor
allem das großzĂŒgige Raumangebot: „Das Wohnzimmer und die Terrasse davor bieten
einen geschĂŒtzten Raum fĂŒr AngehörigengesprĂ€che.“ Weil die Patient*innen meist nicht
mehr mobil sind, finden die GesprÀche mit ihnen eher im Zimmer statt. Gelungen findet
MĂŒller-Moraes aber auch die Gestaltung der flexiblen ArbeitsplĂ€tze fĂŒr das
multiprofessionelle Team, bestehend aus FachÀrzt*innen, diplomiertem Pflegepersonal,
Sozialarbeiterin, Psychologinnen und Physiotherapeut*innen.

Privatheit und Begleitung

Die acht Patientenbetten sind auf ebenso viele Einzelzimmer verteilt, wobei es in jedem
Zimmer auch ein Schlafsofa fĂŒr Angehörige gibt, das hĂ€ufig genutzt wird. Im
gemeinsamen Wohnbereich werden nicht nur AngehörigengesprĂ€che gefĂŒhrt, sondern
auch von daheim mitgebrachte Lieblingsgerichte in der Kochnische aufgewÀrmt. Sogar
eine Weißwurstparty zum Geburtstag hat hier schon stattgefunden. Über eine
Außentreppe können Hunde und Katzen zu ihren Lebensmenschen kommen, ohne dabei
die Hygienevorschriften des Krankenhauses zu verletzen. Ein Raum der Sinne ermöglicht
bei gedimmtem Licht ein aromatherapeutisches Vollbad mit der Lieblingsmusik im
Hintergrund. „Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner bevorzugen aber ihr eigenes
Badezimmer, das mit seinen Fliesen in Naturstein-Optik eher an ein Hotel als ein
Krankenhaus erinnert“, erzĂ€hlt die pflegerische Leiterin der Station, Jacqueline Jöbstl.

Die Zimmer sind farblich in sanften Naturtönen gestaltet. An der Wand finden sich von
der Natur inspirierte, sogenannte „fraktale Geometrien“. Studien haben gezeigt, dass
diese Art von geometrischem Muster einen beruhigenden Effekt auf die Patientinnen und
Patienten ausĂŒbt.

 

Lichterspiel wie im Wald

Eine wohlige Stimmung verbreitet auch das Licht: „Wie im Wald, in dem durch die
ZwischenrÀume der BlÀtter Sonnenstrahlen fallen, gelangen Lichttupfen durch die
verschieden großen Löcher in der vorgelagerten Abschattung in die Zimmer“, erlĂ€utert
Ing. Uwe Hofmeister, MSc, der zustÀndige Projektleiter in der KAGes-Direktion Technik
und IT. Einziger Wermutstropfen: Mit Regen wird die Konstruktion nicht gut fertig – hier
zeigen die Erfahrungswerte, dass noch eine Nachbesserung nötig ist.
Der Ausblick ĂŒber die HĂŒgel von Deutschlandsberg – die Palliativstation wurde in
Leichtbauweise auf den C-Trakt, direkt ĂŒber der GebĂ€rklinik, aufgesetzt – ist
phĂ€nomenal. „Die moderne Palliativstation bietet definitiv ein anderes RaumgefĂŒhl als
andere Krankenhaus-Stationen“, resĂŒmiert Jöbstl. „Hier ist alles heller, gerĂ€umiger und
vermittelt dadurch ein GefĂŒhl von Freiheit.“

Daten & Fakten:

· 8 Patientenzimmer mit eigenem Bad und Zugang zum Balkon
· NutzflÀche der gesamten Station: 775 m2
· Errichtungskosten: 7,2 Millionen Euro
· Feierliche Eröffnung: Dezember 2023
· Das Motto des Baus „Eingebettet in die Natur“ spiegelt sich in der
Farbgestaltung, den fraktalen Mustern und der Verwendung von Naturmaterialien
am Bau wider.
· ArchitekturbĂŒro Planung: INNOCAD Architektur ZT GmbH

© Paul Ott
© Paul Ott